Die eigene Ur-Suppe

Wir neigen dazu, uns mit Menschen zu umgeben, die ähnlicher Meinung sind wie wir selbst. Klar. Es ist ja auch schön, zu spüren, dass man sich auf einer Wellenlänge befindet. Aber dadurch bewegen wir uns mehr oder weniger in unserer eigenen ‚Filterblase‘. Die

25.09.2020

Wir neigen dazu, uns mit Menschen zu umgeben, die ähnlicher Meinung sind wie wir selbst. Klar. Es ist ja auch schön, zu spüren, dass man sich auf einer Wellenlänge befindet. Aber dadurch bewegen wir uns mehr oder weniger in unserer eigenen ‚Filterblase‘. Die Durchlässigkeit zu Andersdenkenden wird - gefühlt - immer geringer.

Wegklicken ist einfach
Meine Vermutung ist, dass dies auch darauf zurückzuführen ist, dass das Internet mehr und mehr zu unserer ersten Informationsquelle wird. Im Unterschied zum Radio, der Tageszeitung oder dem Fernsehen, können wir im Netz ganz individuell aussuchen, welche Informationen wir an uns heranlassen. Das Internet macht es uns leicht, Informationen, die nicht zu unserem Vorwissen oder unserer Einstellung passen, wegzuklicken und zu ignorieren.

Stell ich mich noch in Frage?
Die Folge: Wir richten uns in liebgewonnenen Ansichten ein. Es findet immer weniger Austausch zwischen den unterschiedlichen Haltungen statt. Wir überprüfen die eigenen Überzeugungen weniger anhand des Widerspruchs unseres Gegenübers und stellen uns und unsere Überzeugung weniger in Frage.

Was aber nicht mehr geübt wird, verkümmert. Je weniger wir uns Diskussionen aussetzen, desto eher fühlen wir uns angegriffen, wenn dann doch mal jemand seine unerwartet entgegenstehende Meinung äußert. Ich habe sogar das Gefühl, dass es – zum Beispiel bei einem Abendessen unter Freund*innen - schon nicht mehr zum ‚guten Ton‘ gehört, seine Außenseiter-Position offen preiszugeben, wenn man ahnt, dass der Rest der Runde anderer Meinung ist.

Wenn es dann doch mal zu einer kontroversen Auseinandersetzung kommt, ist der Ton schnell unversöhnlich. Wir kanzeln einander ab für die ‚unmögliche‘ Haltung, die der/die andere übernimmt. Besonders beliebt ist derzeit das Abstempeln von Corona-Kritiker*innen als Verschwörungstheoretiker*innen.

Verstummung
So verstummt der Dialog, der für eine Demokratie und für jede persönliche sowie gesellschaftliche Weiterentwicklung unabdingbar ist. Ich träume davon, dass gesunde Selbstliebe uns ermöglicht, den anderen / die andere empathisch verstehen zu wollen, auch wenn er/sie ganz anders tickt als ich. Davon, dass wir Widersprüche gelassen stehen lassen und aushalten können und uns trotzdem auf Augenhöhe begegnen können. 
Ich freue mich auf Eure Lösungs-Ideen und Zukunftsbilder in unserer Facebook-Gruppe:   www.facebook.com/groups/generationliebe. Eure Susanne