Entbehrung befreit!

Bei Entbehrung denke ich zuerst an meine Fastenzeiten. Meistens habe ich das später im Jahr gemacht, wenn es schon wärmer ist, weil ich sonst während des Fastens dauernd friere. Nach maximal drei Tagen des Nichts-Essens stellte sich eine tolle körperliche Erfahrung ein:

27.02.2021

Bei Entbehrung denke ich zuerst an meine Fastenzeiten. Meistens habe ich das später im Jahr gemacht, wenn es schon wärmer ist, weil ich sonst während des Fastens dauernd friere. Nach maximal drei Tagen des Nichts-Essens stellte sich eine tolle körperliche Erfahrung ein: Dieses Gefühl nichts zu benötigen, von innen heraus stark zu sein, mich fit zu fühlen, obwohl ich keine feste Nahrung zu mir nehme. Geistig total wach zu sein und dabei nicht darauf achten zu müssen, ob irgendwann diese Unterzucker-Zustände drohen, in denen ich alles essen könnte, was mir unter die Augen kommt… Was für eine Freiheit!

Können wir Entbehrungen als Übung sehen?
Und wie ist es mit der gefühlten inneren Freiheit, die uns die Corona-Beschränkungen schenken könnten? Wir müssen uns nicht vor dem Spiegel mit der Wahl der richtigen Klamotte beschäftigen, wir müssen die Haare nicht täglich waschen, wir müssen nicht dauernd irgendwo hinfahren, zu keiner Party, zu keinem Event und viele von uns auch nicht ins Büro oder in die Arbeit. Ist es tatsächlich der Unterschied zwischen einer frei gewählten Entbehrung und einem Verzicht, der von anderen verordnet wird, der dieses befreiende Glücksgefühl verhindert? Für mich selbst kann ich sagen: Seltsam eigentlich, dass es mir mitunter so schwer fällt, mich auf einen nicht selbst gewählten Verzicht einzulassen.

Gespannt auf die Wirkung schauen
Vielleicht ist es gerade für uns in der westlichen Welt des Überflusses eine ganz sinnvolle Übung auch aus Entbehrungen, die wir uns nicht frei ausgesucht haben, eine gute Erfahrung machen zu können? Gespannt auf die Nachwirkungen zu schauen, die diese Entbehrungen der Corona-Zeit hinterlassen werden.

Macht Selbstliebe gelassener?
Althochdeutsch beran bedeutet tragen und hervorbringen, entbehren ist das Gegenteil davon, benennt also etwas, was man nicht hat. Es könnte auch eine Frage der Selbstliebe sein, wie leicht ich andere bestimmen lassen kann, was gerade nicht geht. Möglicherweise hat, wer sich in gesunder Weise selbst liebt, es gar nicht so nötig, auf den eigenen Willen und die eigene Entscheidungsfreiheit zu pochen. Vielleicht hilft gesunde Selbstliebe, sich gelassener auf das einzulassen, was jetzt gerade die dominierenden Rahmenbedingungen sind?  

Bitte nicht falsch verstehen: Ich plädiere bestimmt nicht für eine Haltung, alles über mich ergehen zu lassen. Aber muss ich etwas nur deshalb verdammen, weil ich nicht mitentscheiden konnte?  

Ich vermute z.B. jetzt schon, dass ich mich mit der Frage, was ich anziehe, auch nach Corona nicht mehr so hingebungsvoll beschäftigen werde, wie vorher. Was denkst Du darüber? Wir freuen uns über Deine Kommentare und Erfahrungen! Unsere Facebook-Gruppe: www.facebook.com/groups/generationliebe. Eure Susanne
   20.2.2021