Gut gemacht reicht nicht

Loben ist gar nicht so leicht.

12.02.2022

Oft ist es mir eher unangenehm, wenn ich gelobt werde. Ich bin auch sehr ‚wählerisch‘ mit den Dingen, die des Lobes wert sind. Wenn jemand mich für etwas lobt, das ich nur durchschnittlich gelungen finde, zweifele ich dann gleich an der gemeinsamen Wellenlänge…. Oder auch daran, dass er oder sie das überhaupt beurteilen kann. Und damit bin ich gar nicht allein.

Nicht alle Menschen wollen immer nur gelobt werden.

Wir machen uns selten bewusst: Auch ein Lob ist eine Bewertung. Mit einem Lob erlauben wir uns also ein Urteil über den oder die andere. Das ist eine hochsensible Sache. Nicht jeder Mensch möchte bewertet werden, selbst wenn es sich um ein Lob handelt. Manche Menschen hören eben eher das Bewerten heraus als die positive Anerkennung.

Bitte nicht: Du bist klug  
Das gilt ganz besonders, wenn der Mensch und nicht seine/ihre Leistung beurteilt wird. Du bist aber klug. Wenn wir mit solchen Kommentaren unser Kind für eine gute Note in der Schulaufgabe loben, was heißt das dann für das Kind, wenn es als nächstes eine schlechte Note nach Hause bringt? Möchten wir wirklich, dass es denkt: Ich bin dumm? Doch wohl eher nicht. Also: Lieber die Handlung loben, als den Menschen bewerten. Das gilt natürlich auch für erwachsene Menschen.

Ein gut gemacht ist zu pauschal, um wirklich glaubwürdig und nachhaltig beim anderen anzukommen. Für ein gutes Lob müssen wir uns differenziert überlegen, was an diesem Handeln in unseren Augen nun besonders ansprechend, überraschend, vorausschauend oder wirksam ist. Das braucht genauso viel Aufmerksamkeit wie ein kritisches Feedback.

Auch gemeinsame Zeit ist Anerkennung
Die gute Nachricht: In vielen Fällen brauchen wir gar kein Lob, um uns bestätigt zu fühlen, meint der niederländische Psychologe Eddie Brummelmann in der SZ. Genauso können Menschen sind bestätigt und anerkannt fühlen, wenn wir Zeit mit ihnen verbringen, liebevoll mit ihnen umgehen und Interesse an ihren Aktivitäten zeigen.

Wie hältst Du es mit dem Lob geben und annehmen? Wir freuen uns über Deine Kommentare hier unter dem Blog. Eure Susanne