Lieber forsch als vorsichtig!

Zurückhaltung hat Schattenseiten.

10.05.2023

Im Netz habe ich einen Chat entdeckt, in dem jemand schüchtern wirken möchte, weil diese Person schüchterne Menschen cooler findet. Der Rat, der – zugegeben etwas widerwillig - kam: „Rede mit niemandem mehr über Themen, die dir wichtig sind, stimme anderen zu, obwohl du es anders siehst, nur um einer möglichen Rechtfertigung aus dem Weg zu gehen, sag niemals deine eigene Meinung. Was ist daran noch cool (…)?“

Nichts riskieren
Natürlich ist Aufdringlichkeit sicher keine vorteilhafte Verhaltensweise. Sie zeugt oft von einem Mangel an Einfühlungsvermögen. Wer sich dagegen zurückhält, eckt sicher weniger an, riskiert auch weniger Ablehnung durch andere zu erfahren. Aber auch Zurückhaltung hat ihre Schattenseiten.

Nicht nur, dass andere bei jemanden, der oder die sich wie geraten verhält, gar nicht wissen, woran sie sind. Viele Menschen fühlen sich durch ein zurückhaltendes Gegenüber in der Pflicht, sich auch selbst zurückzunehmen.

Eine Zwangsjacke - auch für andere
So geht es mir häufig. Ich gehöre eher zu den forschen Naturen. In der Gegenwart von zurückhaltenden Persönlichkeiten fühle ich mich nicht selten gehemmt. Ich bemühe mich dann, mich auch zurückzuhalten, fühle mich aber wie in einer zu engen Jacke, einer Zwangsjacke. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dann gar nicht zu einem echten und ehrlichen Dialog kommt, ist hoch. Wenn wir so auf der Bremse stehen, fühlt es sich für mich an, als begegneten wir einander gar nicht wirklich.

Ist es nicht schöner, sich der Sonne entgegenzurecken, wie diese Birnbaum-Blüten. Ganz nach dem Motto 'Ich will alles' - und allen anderen zu erlauben, es genauso zu tun.

Was denkst Du über Zurückhaltung? Ist sie wirklich vornehm? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar! Eure Susanne