Mit dem Wind?

Ich muss zugeben: Ich bin eine sehr vom Willen angetriebene Person. Früher ging das dann manchmal mit dem Kopf durch die Wand. Auch heute noch wundert sich mein Freund immer wieder, mit welcher Zähigkeit ich meine Ziele verfolge. Dass ich jemanden an meiner Seite habe, der sich eher an

03.08.2020

Ich muss zugeben: Ich bin eine sehr vom Willen angetriebene Person. Früher ging das dann manchmal mit dem Kopf durch die Wand. Auch heute noch wundert sich mein Freund immer wieder, mit welcher Zähigkeit ich meine Ziele verfolge. Dass ich jemanden an meiner Seite habe, der sich eher an das hält, was einfach möglich ist, zeigt vielleicht, dass ich heute weiß, wie gut es ist, auch diesen Anteil in mein Leben zu integrieren.

Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.
Dieses , Zitat, das dem römischen Philosophen Lucius Annaeus Seneca zugeschrieben wird, habe ich in meinen Coachings schon oft erwähnt. Ich habe immer wieder Menschen getroffen, die es nicht wagen, sich ein Ziel vorzunehmen, das ihren wahren Neigungen entspricht.  Gleichzeitig können Ziele auch blind machen, für das, was jetzt gerade auch möglich ist.


Es ist gar nicht so leicht, die richtige Balance zu finden, zwischen Etwas-Erreichen-Wollen und zu schauen, was sich gerade ergibt.

Zweifeln kann hilfreich sein
Eine Methode, die ich sehr schätze, ist: Mir ein Ziel vornehmen und dann zu schauen, ob ich Synchronizitäten entdecken kann. Synchronizität bezeichnet die zeitliche Korrelation von zwei oder mehr Ereignissen, die unabhängig voneinander eintreten (vgl. C.G. Jung). Wenn es Synchronizitäten gibt, die mich in meinem Ziel bestärken, bleibe ich dabei. Wenn mehrere Dinge eintreten, die mein Ziel sehr schwierig zu erreichen machen oder die in eine andere Entwicklungsrichtung deuten, dann überlege ich, ob meine Idee wirklich die richtige ist.

Die Angst, dass ich dadurch zu schnell aufgebe, ist für mich persönlich unbegründet. Wir haben zum Beispiel letzte Woche erfahren, dass wir die Projektentwicklungsförderung des FFF für unseren Dokumentarfilm zur Selbstliebe nicht bekommen. Das lässt mich aber nicht an dem Projekt zweifeln. Ich glaube daran, dass wir mit unserem Film viele Menschen zum Nachdenken darüber anregen können, ob sie so leben, wie sie ‚gemeint‘ sind. Vielleicht wird es aber so sein, dass wir den Film ganz frei produzieren müssen, weil wir viele Erwartungen, die Förderung und Sender an so einen Film stellen, nicht erfüllen möchten. Wenn mein Team diesen Weg nicht mitgehen wollen würde, wäre aber sicher ein Punkt erreicht, an dem ich neu nachdenken muss.

Wechselwirkungen wahrnehmen
Hartnäckig meine Ziele zu verfolgen kann bedeuten, dass ich für die anderen anstrengend bin. Wichtig ist mir, dass meine Ziele mich nicht von der Welt entfernen, sondern dass ich mich damit als Teil des Ganzen empfinde, dass ich mich der Diskussion stelle, neue Argumente mich immer wieder zum Überdenken bringen und ich die Wechselwirkungen wahrnehme.

Mit Hund und Rad um die Welt
Auf dem Foto seht ihr einen Mann, dem ich 2019 in Georgien begegnet bin und der mit seinem Hund auf dem Fahrrad die Welt umrunden wollte.14.000 km hatten die beiden schon geschafft. Einerseits habe ich hohen Respekt vor der Leistung und Anstrengung der beiden – andererseits habe ich mich sofort gefragt: Kann das für den Hund wirklich eine angenehme Erfahrung sein?

Wie findet Ihr die Balance zwischen Ziele-Verfolgen und Es-Leicht-Nehmen? Ich freue mich über Eure Sichtweise in unserer Facebook-Gruppe: www.facebook.com/groups/generationliebe. Eure Susanne