Mit der Natur fühlen

Selbstmitgefühl ist die Voraussetzung.

05.12.2022

Mitfühlend mit uns selbst zu sein, macht uns auch mitfühlend für alles andere. Ja, das meine ich wörtlich! Die Sensibilität für das eigene Befinden, steigert scheinbar automatisch auch unsere Sensibilität für andere Menschen und auch (!) für die Welt. Ich fand es zum Beispiel immer schon sehr unachtsam, wenn jemand seinen Müll einfach auf die Straße schmeißt. Heute tut es mir fast körperlich weh, wenn jemanden beobachte, der Abfall z.B. aus dem Autofenster schmeißt oder in der S-Bahn liegen lässt. 

Liebe statt Schuldgefühle
Dass unsere Berührbarkeit ein Schlüssel ist, um mit Natur, Umwelt und Ressourcen bewusster und nachhaltiger umzugehen, bestätigt auch der Neurowissenschaftler Joachim Bauer. Bauer ist überzeugt: „Wir alle können einen Aufbruch wagen und mit Freude die Erde retten.“ In seinem Buch Fühlen, was die Welt fühlt – Die Bedeutung der Empathie für das Überleben der Menschheit und Natur äußert Bauer die Überzeugung: „Jede Art von Motivation – auch die Motivation zu einer ökologischen Lebensweise – lässt sich nur entwickeln, wenn sie nicht von Schuldgefühlen, sondern von einem dringlichen Wunsch, von einer Art Liebe angetrieben wird. Die Motivation zu einer ökologischen Lebensweise kann daher nur dann entstehen und wachsen, wenn wir die verschüttete empathische Beziehung wiederentdecken, die uns auch heute noch insgeheim mit der Natur verbindet.“

Unser Gerechtigkeits-Sinn ist angeboren
Nicht zuletzt sprechen Empathie und Gerechtigkeitssinn dafür, auch unseren Nachfahren noch eine intakte, lebenswerte Welt zu hinterlassen. Dass diese Sinne bereits bei weniger entwickelten Primaten genetisch verankert sind, zeigen Tierexperimente. Aufgrund dieser Experimente geht man davon aus, dass das Bedürfnis nach Fairness wahrscheinlich auch beim Menschen teilweise angeboren ist.

In einem der Experimente befinden sich zwei Kapuzineräffchen in zwei Käfigen. Sie können einander beobachten, während sie Belohnungen bekommen. Das eine Äffchen erhält eine Gurke und frisst sie, das andere bekommt viel leckerere Weintrauben. Bei der Wiederholung verweigert das erste Äffchen die Gurke und wirft sie voller Empörung aus dem Käfig. So reagiert es mehrere Male.

Wie gerecht sind wir, wenn wir künftigen Generationen eine irreparabel kaputte und ausgebeutete Welt hinterlassen? Ist das Problem nur, dass wir nicht direkt sehen können, welche Probleme wir den nächsten Generationen hinterlassen? Wie drehen wir die Debatte weg von den Schuldgefühlen - hin zum Mitfühlen? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar! Eure Susanne