Stille

Wenn ich überlege, wie viele Momente ich jeden Tag in Stille bin, dann muss ich zugeben: es sind sehr sehr wenige…Ich bin vor 12 Jahren aus der Stadt aufs Land gezogen, weil ich das Gefühl hatte, es tut mir einfach gut und ich habe es hier leichter, zu mir zu kommen.

12.06.2020

Wenn ich überlege, wie viele Momente ich jeden Tag in Stille bin, dann muss ich zugeben: es sind sehr sehr wenige…

Ich bin vor 12 Jahren aus der Stadt aufs Land gezogen, weil ich das Gefühl hatte, es tut mir einfach gut und ich habe es hier leichter, zu mir zu kommen. Heute kann ich mir ein Leben in der Stadt nicht mehr vorstellen. Nicht nur der Geräuschkulisse wegen, aber auch. Einfach die Natur zu hören - das ist in der Stadt nur schwer möglich. Auf meinen Trainingsreisen, die meist in Großstädte führen, merke ich, dass auch in einer kleinen Stadt immer so ein Rauschen mich umgibt. Das verursacht eine innere Unruhe in mir.

Und wie genieße ich die Stille bei mir zu Hause? Meine Art von Luxus ist es, dass ich auf der Lichtung eines Waldes wohne. Es führt nur ein nicht asphaltierter Waldweg zu meinem Haus. Eigentlich ein Glück, dass ich durch Corona gerade viel mehr zu Hause bin als sonst. Aber bin ich dadurch mehr in Stille?

Musik, um nicht alleine zu sein
Momentan lebe ich allein in meiner Wohnung und mir fällt auf, wie gerne ich dann Musik anmache, um mich nicht alleine zu fühlen. Im Sommer ist das anders. Da sind alle Fenster offen und ich genieße es die Natur zu hören, z.B. die Vögel, wie sie einander morgens wecken. Auch einzuschlafen und dem Bach zuzuhören, der nah an meinem Fenster rauscht. Berauschend.

Die Flucht in Geräusche - ein Automatismus?
Und doch sind es sehr wenige Momente, in denen ich mich dem ganz hingebe. Keine anderen Geräusche, wie Radio, Fernseher, hinzufüge. Stille, wie sie in unserer Geschichte früher sicher zum Leben dazu gehörte, ist zum Ausnahmezustand geworden. Da sind viele Automatismen, mit denen ich mir eine ‚lebendige‘ Kulisse verschaffe. Wahrscheinlich könnte ich auch sagen: Es sind sehr wenige Momente, in denen ich mich mir selbst hingebe. Wenige Momente, in denen ich ohne die Ablenkung irgendeines Lärms zu mir komme. Keine Stille eintreten zu lassen, könnte eine Form meiner Flucht vor der Selbstreflexion sein. Allein die morgendliche Meditation kann für den Mangel an Stille im Alltag sicher kein angemessener Ausgleich sein.

Was bedeutet Stille für dich? In welchen Situationen erlebst du sie ganz bewusst? Ich freu mich über Deine Kommentare in unserer Facebook-Gruppe: www.facebook.com/groups/generationliebe Eure Susanne