Vergessen macht glücklicher

Niemand will als vergesslich gelten. Dabei kann das auch ein Vorteil sein.

08.08.2021

Jemand sagt im Eifer des Gefechts etwas sehr Verletzendes zu mir und bei jeder weiteren Begegnung fällt mir diese blöde Bemerkung wieder ein. Kennt Ihr das? Mir ist das gerade beim Ringen um unseren Dokumentarfilm über die Selbstliebe, „…wie Dich selbst?“, der am 20. August auf dem Fünfseen-Filmfest Premiere hat, passiert. Natürlich ist es kurz vor Fertigstellung immer hektisch und die Gefühle kochen hoch. Aber böse Bemerkungen, die nicht nur das aktuelle Handeln, sondern den ganzen Menschen betreffen, sitzen tief.

Im Gegensatz zum Erinnern hat das Vergessen nicht den besten Ruf. Dabei ist es manchmal ziemlich gesund, negative Erlebnisse auch vergessen zu können. Man könnte es als Form der Psychohygiene betrachten.

Auf was reagiere ich wirklich?
Mein erster Schritt bei negativen Erfahrungen ist es natürlich, mir zu überlegen, wie es dazu gekommen ist und was ich auch selbst dazu beigetragen habe, eventuell auch, was ich – beim nächsten Mal in einer ähnlichen Situation – verändern möchte. Dazu gehört oft auch ein Gespräch mit der betreffenden Person, in dem beide Seite ihre Sichtweise im Nachhinein in Ruhe darlegen können. Aber dann wünsche ich mir, dass die negative Erinnerung mein Handeln irgendwann nicht mehr tangiert. Sonst reagiere ich ja nicht mehr auf das, was tatsächlich gerade ist, sondern auf das, was mal war. Und das nicht nur der betreffenden Person, sondern eventuell auch bei anderen Menschen gegenüber, die mich an diese Person erinnern. Das fühlt sich dann an, als wäre man fremdgesteuert und macht das Leben bestimmt nicht besser.  

Aus der Neurologie wissen wir: Ohne die Fähigkeit zu vergessen wären gar nicht überlebensfähig. Wir kämen z.B. in vielen Situationen nicht schnell genug ins Handeln, wenn wir zu viele Dinge erinnern würden – vergleichbar mit einem Computer, dessen Arbeitsspeicher voll ist. Beim Prozess des Vergessens sortiert unser Gehirn alles aus, was ihm nicht wichtig erscheint.

Wie hältst Du es mit dem Vergessen? Wovon hängt es ab, dass Du ein negatives Vorkommnis aus Deinen Erinnerungen streichen kannst? Wir freuen uns über Deine Kommentare auf unserem Instagram-Account: wie.dich.selbst. Oder unter www.facebook.com/wie.dich.selbst. Eure Susanne